Bremsscheibenwechsel
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Wechsel der Bremsscheiben
Allgemein
Diese Aufgabe ist nicht ganz trivial und setzt sowohl bestimmte Kenntnisse als auch gewisse Erfahrung voraus. Im Zweifelsfall sollte eine Werkstatt mit dieser Aufgabe beaufrtagt werden! Alle Nachahmungsversuche geschehen auf eigene Gefahr! Diese Anleitung zeigt die Vorgehensweise anhand eines Prius III VFL Bj. 2009-2012.
Ganz wichtig: Beim Arbeiten an der Bremsanlage ist höchste Sorgfalt unabdingbar! Eine realistische Einschätzung des eigenen Könnens ist von enormer Bedeutung: Selbst bei leisesten Zweifeln würde ich diese Arbeit einem Profi überlassen!
Vorbereitung
Im Vorfeld sollten sowohl neue Bremsscheiben als auch neue Bremsbeläge erworben werden. Es ist viel sinnvoller, damit die beiden Reibflächen sich sauber aneinander einschleifen können. Das Angebot an neuen Scheiben und Belägen ist sehr breit, nachfolgend wird nur auf eine mögliche Alternative eingegangen.
Bestellnummern Bremsscheiben:
- Vorderachse: Herth + Buss, J 3302182, etwa 40 € pro Scheibe
- Hinterachse: Herth + Buss, J 3312065, etwa 35 € pro Scheibe
Das Besondere an diesen Scheiben ist die Tatsache, dass diese Scheiben beschichtet sind: Sie sind viel besser gegen Rostbildung geschützt.
Bestellnummern Bremsbeläge "Ate":
- Vorderachse: 13.0460 - 5617.2, etwa 35 € pro Satz
- Hinterachse: 13.0460 - 5769.2, etwa 25 € pro Satz
Welches Werkzeug wird benötigt? Anbei eine Empfehlung, nicht alle gezeigten Teile sind zwingend notwendig!
Beschreibung:
- Bremsscheiben und Bremsbeläge
- Steckschlüsselsätze 1/2 und 3/8 Zoll, lange Umschaltknarre
- Satz Ring-/Maulschlüssel
- S-förmiger Bügel (zum Einhängen der gelösten Bremszangen)
- Kabelbinder, hier sind Industrie-Kabelbinder gezeigt, welche sich wieder lösen lassen
- Keramikpaste
- Bremsenreiniger
- Schleifpapier, grobe Feile
- Grobe und feine Drahtbürsten
- Wattestäbchen und Wattepads
- Zwei 8er Schrauben (Zum Lösen der Bremsscheiben von der Radnabe)
- Drehmomentschlüssel (hier liegen zwei, einer bis zu 100 Nm, anderer bis zu 200 Nm Drehmoment)
- Handschuhe (Latex und Stoff)
- Folienstift
- Eierschachtel (sehr bequem, um dort gelöste Schrauben usw. abzulegen)
- Kombizange, wird benötigt, um den Bremskolben der Hinterradbremse zurückdrehen zu können
- Schraubzwinge und ein Stück Holz, um den Bremskolben der Vorderradbremse zurückdrücken zu können
- Eine Plastikspritze (falls man die überflüssige Bremsflüssigkeit absaugen muss)
Ausführung
- Sofern alle Bremsscheiben ersetzt werden sollen, empfiehlt es sich eine Hebebühne anzumieten. Man googelt nach einer Mietwerkstatt in seiner Nähe und lässt sich eine Bühne reservieren. Selbstverständlich kann diese Arbeit auch in der heimischen Garage erledigt werden, insbesondere dann, wenn man nur zwei Bremsscheiben erneuern muss. Als zeitliche Orientierung: Ich habe diese Arbeit alleine gemacht und habe etwa sechs (6) Stunden gebraucht (mit Pausen sowie der Zeit, die ich zum Erstellen der Bilder benötigt habe).
- Ganz wichtig: Bevor man mit der Arbeit beginnt, sollte die 12-Volt Batterie abgeklemmt werden. Das ist eine ganz wichtige vorbeugende Massnahme: Wir wollen verhindern, dass während der Arbeit der Bremsdruck aufgebaut wird, während eine Bremszange gelöst wurde (der Bremskolben würde rausgedrückt werden). Hat man die Batterie abgeklemmt, darf man die Klappe des Kofferraums nicht zufallen lassen, da man sie ohne Strom nicht aufkriegen wird. Also die Batterie abklemmen, ein Kleidungsstück oder etwas Ähnliches zwischen der Kofferraumklappe und der hinteren Stoßstange einklemmen, damit die Kofferraumklappe nicht verriegeln kann.
Tipp: Falls eine Hebebühne benutzt wird, dann erst sicherstellen, dass das Fahrzeug ordentlich steht und angehoben werden kann (die Arme der Hebebühne lassen sich in vorgesehene Positionen bringen). Denn ohne Strom der 12-Volt Batterie ist ein nachträgliches Rangieren ausgeschlossen. Ich mache das wie folgt:
- Fahrzeug an der Hebebühne ausrichten, Einfahren, Aussteigen, Arme der Hebebühne unter dem Fahrzeug ausrichten (Auflageflächen der Arme müssen unter der Aufnahmestellen des Wagenhebers sein)
- Fahrzeug minimal anheben, noch einmal prüfen, ob das Fahrzeug sicher auf den Hebearmen ruht
- Feststellbremse lösen
- Radmuttern anlösen (die Räder sollen ja abgeschraubt werden)
- Kofferraum leerräumen
- Motorhaube öffnen und sichern
- 12-Volt Batterie abklemmen, Kofferraumklappe gegen zufallen sichern (z.B. Kleidungsstück einklemmen)
Auf dem Bild oben sieht man, dass der Minuspool mit einer roten Plastikkappe abgedeckt und das Kabel mit einem Latexhandschuh zusätzlich isoliert wurde.
- Weiterhin ist wichtig, dass man den Stand der Bremsflüssigkeit im Auge behält: Werden die Bremskolben zurückgedrückt (Vorderachse)/ zurückgedreht (Hinterachse), wird der Pegel der Bremsflüssigkeit im Vorratsbehälter ansteigen. Also man öffnet und sichert die Motorhaube und macht den Gummideckel des Vorratbehälters auf (der Gummideckel wird einfach abgezogen, er ist nicht verschraubt). Wenn der Pegel der Bremsflüssigkeit zu hoch wird (Gefahr des Überlaufens), wird die überflüssige Bremsflüssigkeit mit einer Spritze abgesaugt. Achtung: Bremsflüssigkeit ist lacklösend, kein Tropfen der Bremsflüssigkeit darf auf lackierten Oberflächen des Fahrzeuges landen! Falls es doch passieren sollte: Bremsflüssigkeit sofort wegwischen (Tücher/ Lappen griffbereit halten).
- Fahrzeug mit der Hebebühne auf die gewünschte Höhe anheben
- Räder abschrauben
Dann sieht man Folgendes: Das ist die hintere linke Bremsscheibe meines Wagens. Diese Scheibe sollte ersetzt werden, weil sich ein rostiger Außenrand gebildet hat. Die Ursache dieser unregelmäßigen Abnutzung war ein schief abgenutzter Bremsbelag, welcher diesen Rand nicht mehr blank schleifen konnte.
Anhand nächsten Bildes kann man erkennen, wie die Bremszange vom Bremszangenträger gelöst wird.
Die gelben Pfeile zeigen auf Schrauben, welche mit einem 17er Ringschlüssel gekontert (also festgehalten) werden. Die roten Pfeile zeigen auf die Schrauben, welche mit einer 14er Nuss herausgedreht werden. Sind diese zwei Schrauben gelöst und entnommen, kann die Bremszange vorsichtig abgezogen werden. Achtung: Die Bremsschläuche dürfen weder geknickt noch sonst irgendwie belastet werden! Die gelöste Bremszange wird entweder mit dem S-förmigen Bügel oder mit einem Kabelbinder an der Stoßfängerfeder befestigt!
Anschließend wird der Bremszangenträger samt der Bremsbeläge abgeschraubt: Dazu löst man 2 Schrauben mit einer 17er Nuss. Achtung: Diese Schrauben sind mit 156 Nm angezogen und lassen sich relativ schwer lösen. Eine längere Umschaltknarre ist an dieser Stelle sehr hilfreich. Auf dem nächsten Bild sieht man eine von diesen zwei Schrauben (lila Pfeil), die zweite ist auf diesem Bild leider verdeckt.
Diese Tätigkeit ist bei allen vier Bremsscheiben identisch.
Hat man den Bremszangenträger ebenfalls abgeschraubt, hat man Folgendes vor Augen. Achtung: Die Bremsscheibe ist auf diesem Bild bereits demontiert. Wie man die Bremsscheibe von der Radnabe löst, wird als Nächstes erklärt.
Jede Bremsscheibe hat zwei Bohrungen, welche mit einem Gewinde versehen sind, siehe Bilder.
Demontage der Bremsscheiben: In diese Bohrungen werden zwei M8-Schrauben gleichmäßig so lange eingedreht, bis sich die Bremsscheibe von der Radnabe gelöst hat.
Jetzt kommt eine richtig anspruchsvolle Aufgabe, welche mit höchster Sorgfalt und Aufmerksamkeit erledigt werden soll:
- Alte Bremsbeläge aus den Bremsbelagführungen entnehmen
- Bremszangenträger reinigen (Abbürsten, hierbei auf Gummimanschetten achten, diese dürfen nicht beschädigt werden)
- Die Führungsbleche der Bremsbeläge vorsichtig reinigen (Achtung: Jedes Führungsblech hat seine eigene Position, sie sich nicht beliebig untereinander austauschbar! Die sicherste Variante besteht darin, dass man die Führungsbleche nicht entnimmt, sondern im eingebauten Zustand reinigt und anschließend mit Keramikpaste leicht einschmiert)
- Jeder Bremsbelag hat zwei Antiquitschbleche (also 16 insgesamt). Ich habe die alten Antiquitschbleche verwendet: Also sie wurden mit Waschbenzin gereinigt und mit Antiquitschpaste beidseitig eingeschmiert. Auch hier sollte beachtet werden, dass die beiden Antiquitschbleche unterschiedlich geformt sind, auf die richtige Reihenfolge beim Einbau achten.